Ausgezeichnet mit dem Robert Geisendörfer Preis 2017.
Begründung der Jury:
Porträts von Menschen mit besonderen Merkmalen sind eine diffizile Gratwanderung, weil stets das Risiko besteht, sie vorzuführen. Gerade bei Beiträgen über Kinder haben die Filmemacher eine enorme Verantwortung, erst recht, wenn jemand – wie der zwölfjährige Jon – Autist ist. Regisseur Marco Giacopuzzi ist der Jury bereits im letzten Jahr durch seinen ebenfalls für den Hessischen Rundfunk entstandenen Film „Gedeon und sein Kobold“ über einen Jungen mit Tourette-Syndrom positiv aufgefallen. Auch „Jons Welt“ zeichnet sich durch die große Nähe aus, die Giacopuzzi zu seinem Protagonisten hergestellt hat. Das Porträt macht keinen Hehl, daraus, dass der Titelheld seinen Mitmenschen auch auf die Nerven geht, weil er permanent lautstark Busdurchsagen nacherzählt („Nächste Haltestelle: …“). Trotzdem gelingt es Giacopuzzi, große Sympathie für Jon zu wecken. Dafür muss er nicht einmal viele Worte machen.
Auf einen Kommentar verzichtet sein Film weitgehend; die wenigen Aussagen sind eher eine Art Kapitelüberschrift. Die musikalische Untermalung kommt zudem ohne die üblichen Popsongs aus, die in anderen Porträts dieser Art für Emotionen sorgen sollen. Große Anerkennung gebührt dem Kameramann Harald Schmuck, denn seiner Arbeit ist die Authentizität zu verdanken, die der Film vermittelt. Während die Kamera in solchen Reportagen meist auf spektakuläre Aufnahmen aus ist, hat Schmuck nicht nur für eindrucksvolle Bilder gesorgt, er beweist auch ein intuitives Gespür für die relevanten Momente. Sie – und Aussagen wie „Ich möchte eine hübsche Seele“ – sind es, die den kleinen Jon zum Helden seines Alltags machen.